Gas als konventioneller Energieträger gehört zu den fossilen Brennstoffen, gibt aber bei der Verbrennung nur sehr wenig CO2 ab. Erdgas spielt deshalb im Energiemix auch mit der Energiewende eine wichtige Rolle in Deutschland und kann gut für die Grundlast bestimmter Funktionen wie auch für den Ausgleich von Spitzen eingesetzt werden. Nach dem Öl ist Gas heute der zweitwichtigste Energieträger.

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Nutzung des Erdgases

Erdgas hat heute auch aufgrund seiner guten Umwelteigenschaften am Energiemix einen Anteil von etwa 25 % und wird vornehmlich für die Beheizung von Wohnungen und Gewerberäumen genutzt. Erdgas wird in Turbinenkraftwerken für die Stromerzeugung eingesetzt. Erdgasautos haben einen guten Ruf als Alternative zum Verbrennungsmotor. Mit nur knapp 8.000 jährlichen Neuzulassungen besetzen die rund 100.000 Erdgasfahrzeuge im Bestand jedoch eher eine Nische. In den letzten Jahren sanken wegen der zunehmenden Konkurrenz durch neue Gasquellen die Preise. Der Erdgaspreis ist faktisch eng an den Ölpreis angelehnt. Seit Mitte der Achtzigerjahre hat das Erdgas das früher aus der Kohlevergasung gewonnene, giftige Stadtgas ersetzt. Mehr als die Hälfte des Erdgasverbrauchs in Deutschland entfällt auf die Industrie.

Erdgas aus Russland

Zurzeit bezieht Deutschland etwa 40 % seines Erdgases aus Russland. Für Notfälle wurde durch riesige unterirdische Erdgasspeicher vorgesorgt. Früher wurde das Erdgas, das bei der Ölgewinnung anfällt, abgefackelt, weil der Transport schwierig und teuer ist. Erst die großen Pipelines haben den Erdgashandel mit Russland ermöglicht. Schon die Sowjetunion lieferte seit den Siebzigerjahren als eines der Ergebnisse der Entspannungspolitik Erdgas nach Westeuropa über Pipelines. Ein Höhepunkt waren die deutsch-sowjetischen Erdgas-Röhren-Verträge, nach denen sich die damalige Bundesrepublik an der Finanzierung der Pipelines beteiligte und im Gegenzug diese Vorfinanzierung über Gaslieferungen erstattet bekam. In den mehr als 50 Jahren seit Beginn des Handels kam es dabei niemals zu politischen Schwierigkeiten. Seitdem ist Westeuropa durch ein Netz von Pipeline-Trassen mit Russland verbunden. Eben werden weitere große neue Pipelines gebaut, darunter die von Kritikern verurteilte und von der Energiewirtschaft dringend erwartete Nordstream-Pipeline als Ergänzung zur bereits seit 011 in Betrieb befindlichen Pipeline durch die Ostsee. Am Konsortium, da die Pipeline errichtet, sind auch große deutsche Konzerne wie Wintershall, eine Tochter der BASF, beteiligt.

Erdgas und Energiewende

Deutschland besitzt mit Netzen, Pipelines und Speichern eine umfassende Infrastruktur für das Erdgas. Erdgas wird auch deshalb gerne für Grund- und Spitzenlasten im Rahmen der Energiewende eingesetzt, weil die aufgebauten Infrastrukturen auch für erneuerbare Gase wie Biomethan oder über Windenergie und Strom hergestelltes Brenngas („Power to Gas“) genutzt werden kann. Mit Stromüberlasten am Windrad Strom lässt sich aus Wasser mithilfe der Elektrolyse Wasserstoff gewinnen, der aufbereitet de Erdgas beigemischt werden kann. Bei den Effizienzstrategien, die neben der Energieeinsparung die Wirkung von Brenntechnologien erhöhen wollen, spielen Gaskessel eine Vorreiterrolle in der Modernisierung. Neue Gasbrennwertkessel verbrauchen deutlich weniger Energie, senken die Kosten und den CO2-Ausstoß. Jeder Gaskessel, der eine Ölheizung ersetzt, senkt den CO2-Ausstoß. Das Erdgas bleibt so und durch weitere Technologien wie die Kraft-Wärme-Kopplung eine Säule der Energieversorgung im Rahmen der Energiewende. Erdgas besitzt beim Verbraucher eine hohe Akzeptanz.

Langfristperspektive Erdgas

Heute ist es praktisch sicher, dass das umweltfreundliche Erdgas langfristig Teil des Energiemixes bleiben wird. Nach 2030 wird sein Anteil am Mix eher weiter zunehmen. Gastechnologien werden zunehmend die Beizung von Gebäuden mit Öl ersetzen. Ab 2026 wird nach dem Plan des Klimapaketes der Bundesregierung der Einbau von Ölheizungen nicht mehr erlaubt sein. Die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für die Modernisierung von Heizungen werden verbessert. Was die langfristige Nutzung des Erdgases angeht, hat sich die Bundesregierung noch nicht festgelegt, sondern diskutiert verschiedene Szenarien im Rahmen des Prozesses „Gas 2030“. Dabei wird auch diskutiert, wann vollständig klimaneutrale Gase das Erdgas ganz ersetzen könnten. Es ist jedoch absehbar, dass die Nutzung von Erdgas uns noch sehr langfristig erhalten bleibt.