Kühe können darauf trainiert werden ihren Urin zu halten und ihn erst auf einer "Toilette" abzulassen. Das haben Forschende aus Neuseeland und Deutschland in einem Experiment untersucht. Was wie ein Scherz klingt, soll dem Klima- und Umweltschutz dienen.
Denn: Kuhurin ist reich an Stickstoff. Gerät dieser in den Boden, wird er zu Nitrat oder Lachgas abgebaut– zwei problematische Stoffe. Sickert Nitrat in Gewässer, regt es das Wachstum von Algen und Unkraut in Flüssen oder Seen an. Lachgas ist ein langlebiges Treibhausgas, das zwölf Prozent der neuseeländischen Treibhausgasemissionen ausmacht. Ein Großteil davon kommt aus der Landwirtschaft, informieren Lindsay Matthews und Douglas Elliffe von der University of Auckland in einer Mitteilung. "Rinderurin ist eine der Hauptursachen für unser Stickstoffproblem. Jede Reduzierung würde einen Unterschied machen", erklärt Elliffe.
Das Experiment habe gezeigt, dass Kühe leicht trainiert werden können. Ähnlich wie bei Kindern, die lernen auf das Töpfchen zu gehen – nur lernten die Kälber die Toilettennutzung im Experiment schneller als Menschenkinder, sagt Matthews.
Trainiert haben die Forschenden 16 Kälber auf einem Hof, der vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Deutschland betrieben wird. Zunächst lernten die Kühe ihren Urin zu halten. Urinierten die Kühe an falscher Stelle, ließen die Forschenden ihr Halsband vibrieren, beschreiben die Forschenden in der Studie, die im Fachmagazin "Current Biology" erschienen ist.
Liefen die Kühe aber in den Latrinenstall, um zu urinieren, wurden sie mit Futter belohnt. Diese Box unterschied sich durch eine leuchtend grüne Farbe von den anderen Boxen. Das Ergebnis nach 15 Tagen Training: Drei Viertel des Urins von drei Viertel der Kühe landete im Latrinenstall.
Im nächsten Schritt wollen die neuseeländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Trainings an die Haltungsformen in dem Land anpassen. Die meisten Kühen werden dort nicht in Ställen gehalten, wo sich das Toiletten-Konzept einfach umsetzen lasse, sondern leben in Weidehaltung.
Eine Möglichkeit wäre laut den Forschenden eine Toilette im Stall, die die Tiere nutzen können, wenn sie zum Melken in den Stall kommen oder Latrinen im Außenbereich. Eine künftige Herausforderung sei es, das Training von Millionen von Kühen wirtschaftlich umzusetzen.
Von einigen werden die Forschenden als "verrückte Wissenschaftler" bezeichnet, doch ihr Experiment habe den Grundstein für weitere Forschung gelegt. Der Effekt, wenn Kuhurin aufgefangen und nicht in den Boden sickert, sei erheblich: "Wenn wir zehn oder 20 Prozent des Urins sammeln könnten, würde dies ausreichen, um die Treibhausgasemissionen und die Nitratauswaschung deutlich zu reduzieren", sagt Elliffe.
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