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von Pia Uffelmann, MDR KULTUR
Stand: 13. September 2021, 04:00 Uhr
Requisiten und Kostüme wiederverwenden, Gebäude ökologisch sanieren, E-Bikes und LEDs nutzen: In Zeiten von Fridays for Future und alarmierender Berichte des Weltklimarates wollen sich auch Theater, Museen und Festivals in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umweltfreundlicher aufstellen. MDR KULTUR hat in einer Umfrage nachgehakt. Ergebnis: Viele Kultureinrichtungen haben bis jetzt noch kein Konzept für Nachhaltigkeit, aber der Wille, sich stärker nachhaltig auszurichten, ist da.
Die Gesichter der Nachhaltigkeit in Kulturbetrieben sind vielfältig. Kostüme werden mehrmals verwendet, Gebäude ökologisch saniert oder Nachhaltigkeit im Leitbild verankert. Teils steht man bei der Umstellung noch ganz am Anfang, teils wird sie schon intensiv gelebt. Klar ist: Grün zu sein oder noch grüner zu werden, steht bei fast allen Kulturbetrieben auf der Agenda – das zeigt die Recherche bei Museen, Theatern und Festivals in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Nachhaltigkeit ist das Zauberwort auf dem holprigen Weg durch die Klimakrise. Was dahinter steckt und wieso Nachhaltigkeit nicht gleich nachhaltig ist, erklären wir Ihnen in unserem Themenschwerpunkt bei "artour".
artour Do 16.09.2021 22:10Uhr 06:05 min
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Für Theater, gerade kleine und mittlere Häuser ist Nachhaltigkeit eng mit Wirtschaftlichkeit verknüpft. Wer Kostüme und Requisiten wiederverwendet, Theaterausstattung verleiht, der handelt ökologisch – und spart Geld. So arbeitet das Theater Altenburg Gera. Außerdem wird nicht mehr gebrauchte Bühnendekoration demontiert, und wiederverwertbare Teile werden in die Werkstatt zurückgegeben. Auch im Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen wird Wert auf Wiederverwendung gelegt. Das brauche keine gesonderte Ansage, sondern sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Fleisch und Blut übergegangen, sagt Intendant Lutz Hillmann.
Die Kulturbranchen denken um, mal langsam, mal schneller, aber sie tun es. Nachhaltigkeit ist Thema im Literaturbetrieb, der Livemusikbranche oder bei Kinoproduktionen. MDR KULTUR stellt Projekte, Ideen und Akteure vor.
MDR KULTUR – Das Radio Do 16.09.2021 18:00Uhr 27:32 min
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Mit Ideen und Konzepte zum Thema Nachhaltigkeit beschhäftigen sich auch mitteldeutsche Museen intensiv. Kristin Kielon mit einem aktuellen Überblick der Häuser in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
MDR KULTUR – Das Radio Do 16.09.2021 06:00Uhr 04:11 min
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Die niederländische Künstlerin Hendrikje Schimmel macht mit einer Kunstaktion die schmutzigen Prozesse der Massenproduktion in Billiglohnländern nachvollziehbar. Heike Schwarzer über die Ausstellung im Kunsthaus Dresden.
MDR KULTUR – Das Radio Do 16.09.2021 14:00Uhr 04:16 min
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16 Audios
Auch aus einem großen Haus in Leipzig kommen grüne Signale: Denn der designierte Intendant der Oper Leipzig, Tobias Wolff, hat angekündigt, sein Haus nachhaltiger auszurichten: Er will neben der Wiederverwendung der Ausstattung auch darüber nachdenken, wie man die CO2-Bilanz des Publikums senken könnte.
Kultur
Tobias Wolff, der designierte Intendant der Oper Leipzig, will ab August 2022 die Oper nachhaltiger machen. Und diese Aufgabe ist sehr komplex. Was er sich vorstellt, hat Wolff im Gespräch mit MDR KULTUR skizziert.
Das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) richtet bei der Nachhaltigkeit auch den Blick nach innen: Das Haus hat auf Ökostrom und Ökogas umgestellt, nutzt E-Bikes für innerstädtische Dienstreisen und zählt die ressourcengerechte Bewirtschaftung des Theaters zu ihren Leitlinien. Das werde sich auch auf die Generalsanierung des Nationaltheaters auswirken, die Mitte der 2020er anstehe, so Geschäftsführerin Sabine Rühl.
Zudem waren das Deutsche Nationaltheater Weimar, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und das Dresdner Staatsschauspiel Teil des Pilotprojekts „Klimabilanzen in Kulturinstitutionen“ der Kulturstiftung des Bundes. Dabei haben bundesweit 19 Kulturinstitutionen den eigenen CO2-Fußabdruck ermittelt – und nächste Schritte daraus abgeleitet. Das Dresdner Staatsschauspiel beispielsweise fand heraus, dass 40 Prozent seiner Gesamtklimabilanz auf Mobilität entfällt – und ein Großteil davon das Publikum betrifft. Mit der Idee, dass das Publikum mit dem Theaterticket auch kostenlos den ÖPNV nutzen kann, versucht man ab der Spielzeit 2021/2022 gegenzusteuern.
Auch bei den Dresdner Musikfestspielen wird versucht, das Publikum zur Anreise mit Bus und Bahn zu motivieren. Das ist ein Ergebnis der Nachhaltigkeits-AG bei den Festspielen. Dazu wurden die Anfangszeiten eine halbe Stunde vorverlegt, damit nach dem Konzert auch noch der letzte Bus oder die letzte Bahn erreichbar sei, hieß es. Außerdem sollen auch die Musikerinnen und Musiker weniger unnötige Wege zurücklegen. Daher soll bei der Konzertorganisation darauf Wert gelegt werden, dass die Künstlerinnen und Künstler nicht nur wegen eines Auftritts nach Europa kommen, sondern weitere Konzerte beispielsweise in Prag oder Wien spielen.
Viele Museen und Theater befinden sich in großen Gebäuden, die je nach Jahreszeit geheizt oder gekühlt werden müssen – und in denen oft ein bestimmtes Raumklima herrschen sollte, gerade bei Museen. Während die beiden Häuser des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in Bautzen bereits nach dem neuesten Stand der Wärmeschutzverordnung saniert sind, plant die Stiftung Luthergedenkstätten momentan, das Lutherhaus energetisch zu erneuern.
Man könne mit Wärmedämmung, neuer Heizung und neuen Fenstern 60 Prozent der Energie einsparen, sagt Astrid Mühlmann, Verwaltungsdirektorin der Stiftung Luthergedenkstätten. Doch noch fehlen letzte Zusagen des Landes zur Finanzierung der Sanierung. Auch wird im Geburts- und Sterbehaus Luthers bei der Beleuchtung auf energiesparende LED umgerüstet. Eine Maßnahme, die in vielen Häusern gerade läuft, wie den Kunstsammlungen Chemnitz, oder schon abgeschlossen ist, wie beim Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz.

Die Klassik Stiftung Weimar will bei der Sanierung des Stadtschlosses Weimar noch einen Schritt weitergehen: In den Räumen soll es kein von den Außentemperaturen unabhängiges Innenklima geben – also draußen kalt und drinnen warm. Man wolle einfach in kühleren Jahreszeiten auch kühlere Räume akzeptieren, so Sprecherin Silke Müller.
Kultur
Am 17. April startet das Themenjahr "Neue Natur" der Klassik Stiftung Weimar: Ausstellungen, Gesprächsreihen und Workshops wollen erkunden, wie Mensch und Natur sich gegenseitig beherrschen. Freunde oder doch Feinde?
Gerade bei Sanierungsmaßnahmen spielt auch bei der Stiftung Bauhaus Dessau Nachhaltigkeit eine immer bedeutendere Rolle. Abgewogen werde hier immer, wie Denkmalschutz – also der Erhalt der historischen Bausubstanz – und beispielsweise energetische Maßnahmen zusammenspielen können, hieß es auf Nachfrage.
Die Klassik Stiftung Weimar will zudem insgesamt grüner werden – und dazu soll Nachhaltigkeit im Leitbild verankert werden, sagt Silke Müller, Sprecherin der zweitgrößten Kulturstiftung Deutschlands. Es sei ein Prozess, der gerade laufe und große Auswirkungen haben könnte. „Dieses Konzept in zwei oder drei Sätze zu fassen, ist ein unglaublicher Bewusstseinsbildungsprozess. Und wenn dieser Paragraf dann formuliert ist, dann kann man davon ausgehen, dass es wirklich für die Stiftung ein komplett gültiges Gesetz ist, nachdem alle Entscheidungen getroffen werden“, erklärt Silke Müller weiter.
Bei großen Rock- oder Elektrofestivals mit tausenden Besucherinnen und Besuchern entsteht auch eine Menge Müll. Oft werden beispielsweise auch Zelte einfach hinterlassen. Aber die Festivalbetreiber versuchen, mit dem Konzept „Grün Rockt“ entgegenzusteuern, wie das Highfield-Festival am Störmthaler See, bei dem in Nicht-Corona-Zeiten über 30.000 Menschen feiern.

Das Konzept beinhaltet u.a. eine festivaleigene Müllabfuhr. Auch soll ein Shuttle vom Leipziger Hauptbahnhof eine Anreise ohne eigenes Fahrzeug fördern. Das Publikum zeige sich bisher sehr offen und habe mittlerweile sogar eine Erwartungshaltung, was die Nachhaltigkeit angeht, heißt es von den Organisatoren des Highfield-Festivals.
Das Feedback unserer Gäste und unsere Erfahrungen zeigen, dass junge Menschen auf Festivals zwar immer noch gerne ihren Alltag, aber nicht die Welt um sie herum vergessen wollen.
Beim ähnlich stark besuchten SonneMondSterne-Festival in Thüringen geht man ähnliche Schritte: Neben einer eigenen Müllabfuhr werden dort die Besucherinnen und Besucher mit einer eigenen Kampagne sensibilisiert. „Safe the Beach“ heißt sie und fordert dazu auf, den eigenen Müll korrekt zu entsorgen und gar nicht erst so viel mitzunehmen.
Schwierigkeiten, ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept umzusetzen, ergeben sich beim Rudolstadt-Festival in Thüringen. Das Festival selbst sei stark in die städtischen Strukturen eingebunden, sodass man bei Vergabeverfahren beispielsweise immer den günstigsten Anbieter nehmen müsse, heißt es aus der Pressestelle.

Die Autoflotte für den Fahrdienst sei nicht komplett elektrisch, weil die Autohäuser, mit denen das Festival kooperiere, gar nicht so viele E-Autos zur Verfügung stellen könnten – und es außerdem zu wenig Ladesäulen gebe. Dennoch gebe es Versuche, umweltbewusst zu handeln – beispielsweise bei der Wiederverwendung von Bühnenelementen oder einem Pfandsystem in der Gastronomie.
Museen, Theater und Festivals sind Kulturinstitutionen, die in die Gesellschaft wirken. Deswegen zählt für viele Kulturbetriebe auch die Bildungsarbeit zum nachhaltigen Handeln. Das reicht von Theaterstücken über Umweltbewusstsein am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen, über Workshops zu heimischen Pflanzen der Stiftung Luthergedenkstätten, bis hin zum Jahresthema der Klassik Stiftung Weimar: „Neue Natur“.

Es fällt auf: Es gibt nicht einen Weg, nachhaltiger zu handeln, sondern viele. Zudem muss jeder Kulturbetrieb für sich selbst herausfinden, wo Potenziale dafür stecken. Die Herausforderung der Zukunft wird sicher sein, die Maßnahmen noch mehr in ihrer Wirkung messbar zu machen.
Wissen
Die Museen in Mitteldeutschland machen sich Gedanken um Nachhaltigkeit – nicht nur als Ausstellungsthema, sondern vor allem, um den CO2-Fußabdruck zu verringern. Ihre Herangehensweisen sind unterschiedlich.
Kultur
"Music Declares Emergency" – unter diesem Motto engagieren sich Musizierende weltweit für Umweltfragen. Auch der Weimarer Pianist Martin Kohlstedt ist dabei. Im Interview erläutert er sein konkretes Engagement.
Kultur
Dürre oder die aktuelle Flutkatastrophe: Der Klimawandel ist längst bei uns vor der Haustür angekommen. Das Projekt "Keine Handbreit Wasser" will in Halberstadt darauf aufmerksam machen – mit einer kuriosen Aktion!
Kultur
19 Kultureinrichtungen ermitteln bundesweit ihre Klimabilanz – auch die Kunstsammlungen in Dresden. Von Reisen bis zur Heizung: Es gibt noch viel zu verbessern. Aber wie weit kann ein internationales Museum gehen?
Kultur
Spielend lernen, wie ein Ökosystem funktioniert oder der Klimawandel wirkt: Das Spielekollektiv Gaiagames entwickelt ökologische Brettspiele rund um Natur und Umwelt und setzt auch in der Herstellung auf Nachhaltigkeit.
Wie destruktiv ist die Beziehung zwischen Mensch und Natur? Dieser Frage geht die Klassik Stiftung Weimar in ihrer aktuellen Schau im Schiller-Museum nach – und setzt dabei auf teilweise verstörende Exponate.
Kultur
Es ist das Thema unserer Zeit: das Verhältnis von Mensch und Natur, das aus den Fugen geraten scheint. Bei der Gesprächsreihe "Weimarer Kontroversen" wurden zusammen mit Meeresbiologin Antje Boetius Lösungen diskutiert.
Thüringen
Der Erfurter Kulturbeigeordnete Tobias Knoblich fordert, die bisherige Kulturförderung zu überarbeiten. Künftig solle nach Kriterien der Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Relevanz entschieden werden.
Kultur
Wie radikal muss Klimaprotest sein? Darüber haben in Weimar die Fridays for Future-Organisatorin Luisa Neubauer und Philipp Ruch, Gründer des Zentrums für Politische Schönheit, diskutiert – und zwar ziemlich kontrovers.
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Das Kulturnetzwerk des MDR hat in Corona-Zeiten seine Kraft bewiesen: Die Solidarität zwischen Publikum und Museen sowie den Institutionen untereinander ist in der Pandemie gewachsen. Noch gibt es aber viel zu tun!
Ab 23. April präsentiert sich die Bundesgartenschau 2021 in und um Erfurt. Die Hauptausstellungsfläche, das große Staudenbeet im egapark, wurde von der renommierten Landschaftsarchitektin Petra Pelz gestaltet.
Kultur
Nach drei heißen und trockenen Sommern ziehen die Kirchen Mitteldeutschlands Bilanz. Vorläufiges Ergebnis: Die Gotteshäuser mit ihrem Inventar haben noch nie so gelitten wie heute. Eine Bestandaufnahme mit Aussichten.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR – Das Radio | 13. September 2021 | 16:20 Uhr
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In Leipzig, Magdeburg oder Erfurt gehörten Brachflächen lange zum Stadtbild dazu. Die Fotografin Franziska Klose dokumentiert über Jahre solche Flächen in Bitterfeld – oder Detroit. Nun ist ihr neuer Bildband erschienen.
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Was ist wichtig in der Kulturszene in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt? Und was hat uns als Redaktion beschäftigt? Antworten gibt es im "Kultur-Update", dem MDR KULTUR-Newsletter, den Sie hier abonnieren können.
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