Laut Daten der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. sterben pro Jahr in der Bundesrepublik mehr als 120.000 Menschen an den gesundheitlichen Folgen des Rauchens, darunter 3.000 Menschen, die lediglich als Passivraucher Schadstoffe konsumieren. Viele Raucher sind deshalb in den letzten Jahren auf E-Zigaretten umgestiegen, weil diese die Rauchentwöhnung vereinfachen können und außerdem laut einer Studie des britischen Gesundheitsministeriums Public Health England (PDF) weniger gesundheitsschädlich sind. Ob Passivdampfen im Vergleich zum Passivrauchen ebenfalls deutlich ungefährlicher ist, hat die englische Studie allerdings nicht untersucht.

Emissionen bei E-Zigaretten deutlich geringer

Eine Studie der Fraunhofer Gesellschaft hat sich nun mit den Emissionen von E-Zigaretten beschäftigt. Laut der im Fachmagazin Indoor Air publizierten Forschungsarbeit haben die Wissenschaftler um Prof. Dr. Tunga Salthammer dazu eine 8-m³Edelstahlprüfkammer genutzt, in der eine Probandin eine E-Zigarette mit drei unterschiedlichen Liquids sowie eine herkömmliche Tabakzigarette dampfte beziehungsweise rauchte.

Anschließend ermittelten die Wissenschaftler mithilfe von Sensoren in der Messkammer die Konzentration flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) (ultra)feiner Partikel in der Raumluft. Dabei lag der Fokus auf Formaldehydkonzentration.

Generell sind die Emissionen elektronischer Zigaretten laut des Versuchs deutlich geringer als bei Tabakzigaretten. Dies liegt vor allem daran, dass Substanzen fast ausschließlich über das Atemgas des Nutzers an die Raumluft abgegeben werden. Ständige Freisetzungsprozesse wie bei einer glimmenden Tabakzigarette bleiben hingegen aus. Formaldehyd konnte bei E-Zigaretten sogar gar nicht in der Raumluft nachgewiesen werden.

Die Wissenschaftler konstatieren somit, dass „elektronische Zigaretten eine deutlich schwächere Quelle für Raumluftverunreinigungen als eine klassische Tabakzigarette.“ Eine toxikologische Untersuchung wurde im Rahmen der Studie allerdings nicht durchgeführt. Die Studienergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass Passivdampfen bei E-Zigaretten praktisch nicht vorhanden ist.

Physikalische Unterschiede verhindern Passivdampfen

Ähnliche Ergebnisse lieferte auch eine internationale Studie, an der Wissenschaftler der Technischen Universität Kaunas (Litauen), der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Schweiz), der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und Fontem Ventures mitgearbeitet haben. Laut der Veröffentlichung im Fachmagazin Nicotine & Tobacco Research hat die Studie sich vor allem mit den physikalischen und dynamischen Eigenschaften von E-Zigarettendampf beschäftigt.

Dazu konsumierte eine Reihe Raucher in einer Messumgebung handelsübliche E-Zigaretten mit geschlossenen und offenen Systemen sowie verschiedenen Liquids. Die Wissenschaftler ermittelten dabei die durch Emissionen verursachte Partikelkonzentration in der Luft. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tabakzigaretten zeigte sich dabei, dass die von E-Zigaretten verursachten Aerosole sich schneller auflösen. Die Konzentration in der Raumluft sinkt deshalb innerhalb von Sekunden nachdem Ausatmen wieder auf das vorherige Niveau, während die Rückstände normalen Zigaretten noch bis zu 45 Minuten die Umgebungsluft belasten.

Laut den Studienautoren liefern die Ergebnisse damit einen weiteren Beleg dafür, dass der Dampf von E-Zigaretten auch in geschlossenen Räumen die Luftqualität nicht negativ beeinflusst. Andere Studien, die statt der physikalischen Verteilung des Dampfs dessen chemische Eigenschaften untersuchen, kamen ebenfalls zu Ergebnissen, laut denen Passivdampfen bei E-Zigaretten kaum oder gar nicht vorhanden ist und somit auch keine Gesundheitsgefahr für Dritte davon ausgeht.