Windkraft- und Solaranlagen in Bitterfeld-Wolfen (Archivbild)
Das Umweltbundesamt (UBA) drängt auf einen schnelleren Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Höhere Ziele seien nötig, um den nationalen Beitrag zum Pariser Klimaziel zu erfüllen, schreibt Deutschlands zentrale Umwelt­behörde in einer bislang unveröffentlichten Studie, die dem SPIEGEL vorliegt.
Der Ampelmann
Olaf Scholz hat gewonnen, aber die ersten Sondierungsgespräche werden ohne ihn geführt: Grüne und FDP führen sich auf, als wollten sie eine Koalition in der Koalition bilden und einen Kanzler von ihren Gnaden küren. Wie kann das erste Ampelbündnis auf Bundesebene funktionieren?
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Demnach können Deutschlands Treibhausgasemissionen bis 2030 um 70 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als aktuell geplant. Die Emissionen würden dadurch von derzeit rund 739 Millionen Tonnen pro Jahr auf dann noch 373 Millionen Tonnen sinken.
Bis 2040 peilt das Amt eine Reduktion um mindestens 90 Prozent an – zwei Prozentpunkte mehr als bislang vereinbart. »Wir müssen einen Zahn zulegen«, sagt UBA-Chef Dirk Messner. Dazu sei ein umfangreiches Programm nötig, das alle Bereiche der Wirtschaft umfasst.
Energie: Der Kohleausstieg soll von 2038 auf 2030 vorgezogen werden. Zudem sollen ab sofort jedes Jahr an Land Windkraftanlagen mit einer Kapazität von sieben Gigawatt errichtet werden, dazu Fotovoltaikanlagen mit einer Leistung von zehn Gigawatt.
Industrie: Spätestens von 2040 an soll auch die Industrie keine Kohle mehr verbrennen. Notwendig seien zudem ein flächendeckender Einsatz von grünem Wasserstoff, vor allem in der Chemie- und Stahlbranche, und grundsätzlich eine höhere Energieeffizienz.
Gebäude: Im Gebäudesektor soll der Einbau neuer Ölheizungen sofort verboten werden; ab 2026 sollten auch keine neuen Gasheizungen mehr eingesetzt werden. Um die höheren Ziele zu erreichen, müssten zudem Jahr für Jahr 2,5 Prozent der bestehenden Gebäude saniert werden; bei neuen Gebäuden müssten die Anforderungen für die Dämmung erhöht werden.
Verkehr: Verbrennungsmotoren sollen verboten werden – für neue Pkw zwischen 2032 und 2035, für Lkw bis spätestens 2038. Die CO2-Abgabe für Benzin und Diesel soll höher aus­fallen als bislang von der Regierung geplant.
Landwirtschaft: Der jährliche Fleischkonsum soll von derzeit rund 60 Kilogramm pro Kopf auf knapp 16 Kilogramm gesenkt werden. Rund 15 Prozent des Milchkonsums sollen durch Ersatzprodukte gedeckt werden. Zudem brauche es mehr Mischwälder und höhere Wasserstände in Mooren, um weiteres Kohlendioxid zu binden.
Auch politisch muss aus UBA-Sicht viel passieren. »Die klimapolitische Modernisierung der Wirtschaft kann nur gelingen, wenn sie zur Chefsache im Kanzleramt wird«, sagt Messner. »Wenn nur im Umweltministerium 100 Prozent Klimaschutz organisiert wird, die anderen Ressorts aber nur mit halber Kraft dabei sind, werden wir scheitern.«
Nicht nur die Wirtschaft müsse sich daher verändern, auch die öffentlichen Institutionen müssten sich transformieren, sagt Messner. »Wir müssen schneller planen und umsetzen, Digitalisierung mit Kraft nutzen, Bürokratie abbauen, Kommunen stärken.«
Das UBA untersteht direkt dem Bundesumweltministerium. Seine Forderungen haben also durchaus Gewicht. Dennoch steht es der Regierung natürlich frei, welche Vorschläge der Bundesbehörde sie aufgreift.
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Windkraft- und Solaranlagen in Bitterfeld-Wolfen (Archivbild)
40/2021
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