Zugegeben, ich greife schon mal zu Tiefkühlgemüse. Aufgetaute Vegetabilien schmecken allemal besser als wabbelig-weiche Dosenware. Nicht selten sind sie sogar gehaltvoller als vermeintlich frische Kost. Denn in den frostigen Packungen bleiben die Nährstoffe weitestgehend erhalten, weil das Gemüse gleich nach der Ernte (ein Markenhersteller verspricht: binnen 180 Minuten) bei rund minus 40 Grad Celsius schockgefroren wird. Bei Frischware aber, die Licht und Wärme ausgesetzt ist, bleiben Nährstoffe schnell auf der Strecke. Erbsen verlieren binnen zwei Tagen über 40 Prozent Vitamin C, Blattspinat sogar bis zu 80 Prozent.
So greife ich beherzt in die Gefriertruhe. Zeit für Spinat. Aber wie versetzt man den beinharten Block ökologisch sauber in einen verzehrfähigen Zustand? Welches Küchengerät verschlingt beim Auftauen und Erhitzen am wenigsten Energie? Für mein 250-Gramm-Päckchen empfiehlt der Hersteller auf der Verpackung: "Zugedeckt bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen und für zwei Minuten weiter köcheln lassen." Oder: "Im Mikrowellengerät bei 600 Watt sechs Minuten zugedeckt erwärmen und kurz aufkochen lassen."
Ich probiere beide Varianten aus. Klar ist schon vorab: Bei solch kleinen Portionen schlägt die Mikrowelle den Elektroherd. Das liegt am unterschiedlichen Wirkungsgrad: Während man beim Herd, der mit Wärmeleitung arbeitet, Platte und Topf erhitzen muss, bevor die Wärme den Spinat erreicht, greifen Mikrowellen direkt an. Knapp zweieinhalb Milliarden Mal pro Sekunde schwingen sie, treffen den Eisblock blitzartig im Kern und wirbeln seine Wassermoleküle durcheinander. So entsteht die Wärme. Das wasserfreie Mikrowellengeschirr bleibt kalt.
Wie fällt die Ökobilanz des Experiments nun genau aus? Die Mikrowelle zieht für die Spinatzubereitung rund 0,06 Kilowattstunden aus der Steckdose. Das entspricht laut meinem Stromvertrag Kosten von knapp zwei Cent. Auf dem Ceranfeld dauerte der Wandel des Aggregatzustands etwa 15 Minuten. Da kommen rund 0,23 Kilowattstunden Strom zusammen und Kosten von gut sieben Cent. Also nahezu das Vierfache – bei mehr Zeitaufwand.
Das Umweltbundesamt hat die Faustregel ausgegeben: Speisen bis zu einem Gewicht von 250 Gramm sollten in der Mikrowelle zubereitet werden. Bei größeren Mengen büßt sie ihren Vorteil zunehmend ein, weil dann auch in ihr immer mehr Energie durch Abwärme verpufft.
Noch effizienter als die Mikrowelle wäre ein moderner Induktionsherd – den ich aber wegen hoher Investitionskosten nicht besitze. Bei dieser Technik kommt ebenfalls keine Wärmeleitung zum Einsatz, sondern es wird ein elektromagnetisches Feld in den Topfboden induziert. So erhitzt sich das Metall des Gefäßes, nicht die Herdplatte, der Kochvorgang wird verkürzt. Somit sinken Verbrauch und Kosten.
Viele Profiköche schwören auf Gasherde, und viele Amateure schließen sich ihnen aus Ergebenheit an. Ein Gasherd verbraucht für den gleichen Kochvorgang etwa doppelt so viel Energie wie ein Induktionsherd. Für die Umwelt muss das übrigens nicht schlechter sein. Denn wenn der Elektroherd mit fossilem und nicht mit grünem Strom gespeist wird, setzen die züngelnden Gasflammen unterm Strich oft sogar weniger Treibhausgase frei.
Es gibt das Gerücht, die hochfrequenten Mikrowellen selbst würden wertvolle Nährstoffe in der Speise vernichten. Unsinn. Entscheidend für das Überleben von Vitaminen wie C oder B1 sind Temperatur und Garzeit – nicht Wellenlängen. Beim Tiefkühlspinat arbeitet die Mikrowelle sogar schonender als der Herd, weil sie das Essen schneller und gleichmäßiger erhitzt.
"Ping!", ruft sie mich. Der Spinat blubbert. Hasser des Popeye-Gemüses ätzen schon mal: "Spinat schmeckt am besten, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein großes Steak ersetzt." Ihr Kostverächter! Spiegeleier und Kartoffeln vom Bauernhof dazu – einfach sensationell!
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