Anbieter von E-Zigaretten bewerben ihre Produkte häufig als gesündere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten, an denen laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland etwa 120.000 Menschen pro Jahr sterben. Inzwischen haben Studien zwar belegt, dass E-Zigaretten gesünder sind als normale Zigaretten, gänzlich unbedenklich sind sie für die „Dampfer“ allerdings trotzdem nicht. Fraglich ist außerdem, ob Passivdampfen im Vergleich zum Passivrauchen, das in Deutschland jährlich für etwa 3.000 Tote verantwortlich ist, ebenfalls weniger schädlich ist.

Unterschiede zwischen E-Zigarettendampf und Zigarettenrauch?

Wissenschaftler der Technischen Universität Kaunas (Litauen), der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Schweiz), der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und des Unternehmens Fontem Ventures haben deshalb nun die Gesundheitsbelastung durch Passivdampfen genauer analysiert.

Laut der im Fachmagazin Nicotine & Tabacco Research publizierten Studie, haben die Wissenschaftler dazu eine Modellpuppe mit Messinstrumenten genutzt, die in einem 13 m² großen Raum mit typischer Wohnausstattung positioniert wurde. Anschließend rauchten beziehungsweise dampften freiwillige Probanden im Versuchsraum unterschiedliche handelsübliche Zigaretten aus Tabak und E-Zigaretten. Um möglichst viele Alltagsszenarien in ihrem Versuch abbilden zu können, variierten die Wissenschaftler dabei den Abstand der Probanden zu den Messinstrumenten und die Belüftungstypen des Raumes.

Aerosole von E-Zigaretten verschwinden schneller

Wie die Studienautoren erklären, wurde sowohl die Anzahl der Züge als auch die Dauer der Pausenintervalle vorgegeben, obwohl in der Realität in diesen Punkten deutlich Unterschiede beim Konsum von Zigaretten und E-Zigaretten auftreten. Laut den Wissenschaftler sollte so erreicht werden, dass die Messung der Partikelkonzentration in der Raumluft, die im Fokus der Studie stand, nicht durch unterschiedliche Konsumgewohnheiten beeinflusst wird.

Es zeigte sich dabei, dass die Belastung durch E-Zigaretten für anwesende Dritte deutlich geringer ausfällt. Bereits in einem Abstand von zwei Metern zum „Raucher“ einer E-Zigarette konnten die Messinstrumente keine Aerosole mehr in der Raumluft erkennen. Unabhängig von der Belüftung des Versuchsraums sank die Anzahl der Partikel in der Raumluft schon nach zehn bis 15 Sekunden auf einen Grundwert von weniger als 1000 Partikel pro cm³.

Bei normalen Zigaretten konnte eine Belastung durch den Tabakrauch hingegen in noch deutlich größeren Abständen gemessen werden. Auch der Normalwert der Partikelbelastung reduziert sich wesentlich langsamer und wurde erst nach 30 bis 45 Minuten erreicht. Die Studienergebnisse zeigen somit, dass die im Zigarettenrauch enthaltenen Partikel sich über größere Abstände im Raum verteilen und stabiler in Raumluft sind, was eine höhere Belastung für passiv rauchende Menschen darstellt.

Studie des Fraunhofer-Instituts mit ähnlichen Ergebnissen

Auch das Fraunhofer-Institut hat aufgrund der bisher dürftigen Studienlage eine Untersuchung durchgeführt, die Unterschiede in der Belastung der Raumluft durch E-Zigaretten und herkömmliche Zigaretten aufdecken sollte. Laut der im wissenschaftlichen Journal Indoor Air veröffentlichten Studie, haben dazu Probanden in einer 8 m³ großen Prüfkammer drei unterschiedliche E-Zigaretten-Liquids und eine Tabakzigarette geraucht. Anschließend ermittelten die Wissenschaftler die Menge der ultrafeinen Partikel und der flüchtigen organischen Verbindungen (VOC).

Laut den dabei aufgezeichneten Daten waren die Emissionen aller Liquids deutlich geringer als die der herkömmlichen Zigarette. Dies liegt hauptsächlich daran, dass E-Zigaretten lediglich beim Ausatmen Substanzen in die Raumluft abgeben während normale Zigaretten auch über den sogenannten Nebenstromrauch Partikel in die Luft abgeben.

Die Wissenschaftler konstatieren daher, dass elektronische Zigaretten die Raumluft geringer verschmutzen als klassischen Tabakzigaretten, allerdings nicht komplett emissionsfrei sind.